Deutsche Rentenversicherung

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Fallbeispiele

Anhand einzelner Fallbeispiele soll verdeutlicht werden, welche typischen Krankheitsaspekte bei den Fragen der Reha-Bedürftigkeit, Reha-Prognose und Reha-Fähigkeit eine wichtige Rolle spielen. Für ein besseres Verständnis der Reha-Indikationsstellung wird das Behandlungsprogramm während der Rehabilitation kurz dargestellt (Reha-Plan).

Bei den ausgewählten Fallkonstellationen geht es sowohl um bewilligte als auch abgelehnte Rehabilitationen.

Kardiologie - Fall 1: Koronare Herzkrankheit bei einem 49-jährigen Fliesenleger

Koronare Herzkrankheit bei einem 49-jährigen Fliesenleger, gute medikamentöse Einstellung, ambulante PTCA, BMI = 31 kg/m2, leichte depressive Stimmung mit zunehmendem Rückzug aus dem sozialen Leben, Konflikte am Arbeitsplatz.

-> Reha-Bedarf

Reha-Plan:
Umfangreiche krankheitsspezifische Schulung, Bewegungstherapie, theoretische und praktische Ernährungsschulung, Gespräche mit Psychologen, Motivation zur Lebensstiländerung, Beurteilung der beruflichen Leistungsfähigkeit und berufliche Beratung, ggf. Einleitung erforderlicher Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung, Planung der Reha-Nachsorge.

Kardiologie - Fall 2: 58-jähriger Heizungsmonteur mit Herzinsuffizienz

58-jähriger Heizungsmonteur mit Herzinsuffizienz NYHA IV bei fortgeschrittener koronarer Herzkrankheit, EF mehrfach <30%. Seit über einem Jahr ist er arbeitsunfähig. Der gemeinsame Haushalt wird von der Ehefrau geführt, diese unterstützt ihn bei Alltagsaktivitäten und persönlicher Hygiene.

  • es besteht Rehabilitationsbedarf, um eine eingetretene Pflegebedürftigkeit bzw. Behinderung zu vermindern, eine Verschlimmerung zu verhüten bzw. die Folgen zu mildern
  • es besteht in der sozialmedizinischen Gesamtschau keine positive Erwerbsprognose

- die zuständige DRV wird daher den Reha-Antrag als Antrag auf Erwerbsminderungsrente behandeln (Umdeutung des Reha-Antrages i.S. § 116 SGB VI Abs. 1 Nr. 1). Ggf. kann der Versicherte auch selber einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente stellen

- die DRV wird den Reha-Antrag an die zuständige Krankenkasse weiterleiten, da hier wegen fehlender persönlicher Voraussetzungen (§ 10 SGB VI) die Rentenversicherung keine Leistungen übernehmen darf und die Krankenkasse voraussichtlich als Kostenträger zuständig ist (u.a. § 40 SGB V)

Orthopädie - Fall 1: Rückenschmerzen bei einer 30-jährigen Küchenhilfe

Rückenschmerzen bei einer 30-jährigen Küchenhilfe, orthopädische Abklärung inkl. Kernspintomografie: keine OP-Indikation, mehrmals Physiotherapie, aktuelle Therapie durch medikamentöse Therapie nicht ausreichend.

-> Reha-Bedarf


Reha-Plan:
Rückenschule, intensive Bewegungstherapie, Entspannungstraining, Arbeitstraining, Klärung der beruflichen Zukunft durch den Sozialdienst, ggf. Einleitung erforderlicher Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung, Planung der Reha-Nachsorge.

Orthopädie - Fall 2: Knieschmerzen bei einer 59-jährigen Büro-Angestellten

Knieschmerzen bei einer 59-jährigen Büro-Angestellten, BMI=29 kg/m2, bisher nur symptomorientierte medikamentöse Therapie, noch keine weitere fachärztliche diagnostische Abklärung.

-> kein Reha-Bedarf: Diagnostik nicht abgeschlossen, möglicherweise Indikation für operativen Eingriff.

Orthopädie - Fall 3: Chronisches Wirbelsäulensyndrom bei einem 45-jährigen Informatiker

Chronisches Wirbelsäulensyndrom bei einem 45-jährigen Informatiker, medikamentöse Behandlung, Rehabilitation vor vier Jahren, seitdem keine ambulante Physiotherapie, eine Suchtproblematik ist nicht auszuschließen.

-> kein Reha-Bedarf: Zunächst ambulante Therapie (Physiotherapie) sowie Klärung der Suchtproblematik erforderlich.

Psychosomatik - Fall 1: Mittelgradige Depression bei einer alleinerziehenden 30-jährigen Frau

Mittelgradige Depression bei einer alleinerziehenden 30-jährigen Frau, bis vor einem Monat beschäftigt als Reinigungskraft in einem Hotel, Schlafstörungen, Agoraphobie ohne Panikstörung, angemessene medikamentöse Behandlung seit einem Jahr, frühere Psychotherapie wurde abgebrochen, Arbeitslosigkeit seit einem Monat.

-> Reha-Bedarf


Reha-Plan:
Gruppen- und Einzelpsychotherapie, Unterstützung zum Aktivitätsaufbau, Schulung "Depression", Teilnahme an edukativer Gruppe wegen der Angststörung, Bewegungstherapie, Entspannungstraining, Ergotherapie, Klärung der beruflichen Zukunft beim Sozialdienst, ggf. Einleitung erforderlicher Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung, Planung der Reha-Nachsorge.

Psychosomatik - Fall 2: Subjektiver Erschöpfungszustand bei einer 42jährigen Krankenpflegerin

Subjektiver Erschöpfungszustand bei einer 42jährigen Krankenpflegerin, Konflikte am Arbeitsplatz, erste Abmahnung des Arbeitsgebers wegen häufig auftretender Fehler, wiederholte kurze Krankschreibungen.
Keine fachärztliche Diagnostik, weil eine fachpsychiatrische Behandlung bisher durch die Versicherte abgelehnt wurde, eine psychosomatische Grundversorgung hat ebenfalls nicht stattgefunden.

-> kein Reha-Bedarf: Keine fachärztliche Diagnostik und kein Ansatz für eine Fortsetzung der eingeleiteten Therapie nach der Rehabilitation

Psychosomatik - Fall 3: Chronische mittelschwere Depression bei einer 55-jährigen Altenpflegerin

Chronische mittelschwere Depression bei einer 55-jährigen Altenpflegerin, Behandlung bei einem niedergelassenen Psychiater. Zustandsverschlimmerung seit dem Tod eines Sohns, ausgeprägte psycho-vegetative Symptomatik, arbeitsunfähig seit vier Monaten, Suizidgefahr nicht ausgeschlossen.

-> kein Reha-Bedarf: Keine Reha-Fähigkeit, Indikation für eine akutstationäre Behandlung?

Abhängigkeitserkrankungen - Fall 1: 25-jährige Produktionshelferin mit Mehrfachabhängigkeit und psychischer Komorbilität

25-jährige Frau, ledig, keine Kinder, Hauptschulabschluss - keine Berufsausbildung, seit acht Monaten als Produktionshelferin in einer Verpackungsfirma tätig. Seit zehn Jahren drogenabhängig (Cannabis, Kokain, Amphetamine), Komorbidität: Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). In der Vorgeschichte sechs Entgiftungsbehandlungen und ein stationärer Therapieversuch (Abbruch nach drei Monaten). Aktuell tragfähige Compliance (regelmäßige Kontakte mit Suchtberatungsstelle und stabile Abstinenzmotivation bzw. Veränderungsbereitschaft).

-> Reha-Bedarf

Reha-Plan:

Erneute Drogen-Langzeittherapie (sechs Monate), Mitbehandlung der PTBS, Vorbereitung einer Folgemaßnahme (sog. Adaption) zur beruflichen Wiedereingliederung bzw. Erarbeitung einer tragfähigen Berufsperspektive, ggf. Planung einer störungsspezifischen Traumatherapie bzw. adäquaten Nachsorge.

Abhängigkeitserkrankungen - Fall 2: 40-jähriger Kfz-Mechaniker mit Alkoholabhängigkeit

40-jähriger Kfz-Mechaniker (festes Arbeitsverhältnis seit zehn Jahren), verheiratet, zwei Kinder, Realschulabschluss. Seit 15 Jahren alkoholabhängig, bisher keine stationäre Entwöhnungsbehandlung. Aktuell erster Kontakt zur ambulanten Suchthilfe. Suchtspezifische Probleme am Arbeitsplatz sind bisher nicht bekannt. Der Sozialbericht der Suchtberatungsstelle dokumentiert eine sehr geringe Krankheitseinsicht und eine unklare Abstinenz- und Veränderungsbereitschaft. Besuch der Beratungsstelle nur auf Druck der Familie.

-> kein Reha-Bedarf: Ablehnung wegen fehlender Erfolgsaussicht bei überwiegender Fremdmotivation, fehlender Krankheitseinsicht und unzureichender Abstinenzbereitschaft.

Abhängigkeitserkrankungen - Fall 3: 23-jähriger Auszubildender, pathologisches Glücksspiel

23-jähriger Auszubildender, seit drei Jahren pathologisches Glücksspiel (Casino) inkl. intensive PC-Nutzung (Poker und Chat), auffällig am Arbeitsplatz (Ausbildung als Bankkaufmann) wegen häufiger Fehlzeiten. Nach Aufforderung zur Kontaktaufnahme mit einer Suchtberatungsstelle positiver Beratungsverlauf. Aktuell stabile Krankheitseinsicht und Behandlungsmotivation.

-> Reha-Bedarf

Rehaplan:

Stationäre Kurzzeittherapie - um die Chance auf einen Berufssabschluß zu wahren - in einer Fachklinik mit spezifischem Behandlungsangebot für "Spieler" bzw. pathologischen PC-Gebrauch, anschließend ambulante Weiterbehandlung.

Onkologie - Fall 1: 30-jährige Erzieherin, Brustkrebserkrankung

Zustand nach einem vor einem Jahr behandelten Brustkrebs bei einer 30-jährigen Erzieherin in einer Kindertagesstätte. Allein erziehend, zwei-jähriges Kind. Durch beginnende Polyneuropathie Sensibilitätsstörungen, die zu Schwierigkeiten beim Basteln mit den Kindern führen. Immer wiederkehrendes Lymphödem, dabei Probleme beim Tragen der Kleinkinder. Die Erzieherin wohnt in einem kleinen Dorf. Aufgrund der Wohnort- und persönlichen Situation hat sie nach der Krebsbehandlung wenig ambulante Therapie (insbesondere Lymphdrainage) gehabt.

-> Reha-Bedarf

Reha-Plan:

Bewegungstherapie, Lymphödemtherapie, Ergotherapie, Patientenschulung Brustkrebs, Ernährungsschulung, bei Bedarf Psychologische Beratung und Therapie, Entspannungstraining, Klärung der beruflichen Zukunft beim Sozialdienst, ggf. Einleitung erforderlicher Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung, Planung der Reha-Nachsorge

Pädiatrie - Fall 1: 12-jähriges Mädchen mit insulinabhängigem Diabetes mellitus.

12-jähriges Mädchen mit insulinabhängigem Diabetes mellitus. Gewichtszunahme in den letzten sechs Monaten bei schlechter Insulineinstellung, Angst vor Sport, Hypoglykämie nach Alkoholkonsum, schämt sich „anders“ zu sein. Erhebliche Konflikte zwischen Mutter und Tochter.

-> Reha-Bedarf

Reha-Plan:

Intensive, interdisziplinäre Diabetesschulung unter Berücksichtigung der besonderen Probleme des Lebensabschnitts der Adoleszenz „von der Kindheit zum Erwachsenen werden“, Sport und Freizeitangebot in der Gruppe, ggf. Einzelgespräche mit einem Psychologen, Planung der Zeit nach der Reha. Begleitend findet Schulunterricht statt.

Pädiatrie - Fall 1: 8-jähriges Kind mit ausgeprägter Neurodermitis sowie Schlafstörungen.

8-jähriges Kind mit ausgeprägter Neurodermitis sowie Schlafstörungen. Die unzureichende Aufmerksamkeit gefährdet das Lernen in der Schule. Die Mutter hat aus den bisherigen Familienmahlzeiten viele Gerichte ausgeschlossen, um vermuteten allergischen Hautreaktionen vorzubeugen. Dadurch wiederholte Konflikte zwischen Kind und Mutter.

-> Reha-Bedarf (Begleitung durch die Mutter)

Reha-Plan:

Interaktive und interdisziplinäre Schulung des Kindes und der Mutter zu Neurodermitis. Sport- und Freizeitangebot in der Gruppe. Einführung in Entspannungs- und Ablenkungstechniken. Kind und Mutter werden jeweils in ihrer Handlungskompetenz gestärkt. Begleitend findet Schulunterricht statt.